Gedächtnistraining Teil 1: Wie das Gedächtnis funktioniert

Bild: Gedächtnis lässt nach

Wenn man etwas vergisst, heißt es oft „Mein Gedächtnis lässt nach“ oder „Ich werde vergesslich“.

Die unmittelbare Folge daraus ist, dass man sich Sorgen um seine Gedächtnisleistung macht. Werde ich alt und senil? Sind das womöglich die ersten Anzeichen einer Demenz? Bekomme ich Alzheimer? Ich kann Sie beruhigen, ein „nachlassendes Gedächtnis“ bedeutet nicht sofort, dass Sie an einer Krankheit leiden, sondern kann ganz triviale Ursachen haben. Lesen Sie hier, wie das Gedächtnis funktioniert und wie Sie es trainieren können!

Gedächtnistraining Teil 1

Bild: Speicherkapazität
Die Speicherkapazität unseres Gedächtnisses ist fast unerschöpflich

Erst einmal sollte man sich vor Augen führen, wie hoch die Speicherkapazität des Gedächtnisses tatsächlich ist. Ist es nicht nur ein Bruchteil, den wir vergessen, im Gegensatz zu dem, was wir alles im Gedächtnis gespeichert haben? Vergessen Sie nicht, dass das Gedächtnis nicht nur dazu da ist, um sich Telefonnummern zu merken! Neben banalen Dingen beinhaltet das Gedächtnis auch Ihre Erlebnisse, Ihr Leben! Alle Ereignisse und Gefühle Ihres Lebens werden im Gedächtnis gespeichert und bilden Ihre Persönlichkeit! Ist es nicht ein Wunder, welche Speicherkapazität so ein Gedächtnis hat – was ist dagegen eine lächerliche Telefonnummer?
Weiterhin hat jeder Mensch individuelle Gedächtnisleistungen für verschiedene Dinge. Kann sich der eine besser Zahlen, wie z.B. Telefonnummern merken, so hat der Nächste vielleicht ein gutes Namensgedächtnis. Vielleicht vergessen Sie häufig Telefonnummern, weil Sie sich Zahlen sowieso schlecht merken können?

Um das Gedächtnis verstehen, trainieren und kompensieren zu können, müssen wir allerdings etwas tiefer in das Thema einsteigen.

Wie das Gedächtnis funktioniert

Bild: Im Gedächtnis behalten, wo der Schlüssel liegt
Wo liegt nochmal der Schlüssel?

Der Erinnerungsprozess besteht aus 3 Schritten. Ein gutes Beispiel ist das Verlegen eines Schlüssels. Um Ihren Schlüssel wieder zu finden, benötigen Sie 3 Fertigkeiten: Sie müssen wahrnehmen, wohin Sie den Schlüssel legen, Sie müssen behalten, wo er liegt und Sie müssen diese Information wieder abrufen können. Eine mangelnde Gedächtnisleistung ist meistens auf eine Störung in einer der 3 Schritte zurückzuführen. Wenn man herausfindet, in welchem Schritt ein Defizit vorliegt, kann man dieses leicht trainieren oder kompensieren.

Schritt 1: Das Aufnehmen oder Wahrnehmen

Um ein Ereignis erfolgreich ins Gedächtnis aufzunehmen, benötigen Sie mehrere Fähigkeiten:

Erst einmal ist Ihre innere Einstellung wichtig. Sie müssen auf sich vertrauen, dass Sie es schaffen, sich zu erinnern. Sagen Sie sich von vornherein, das merke ich mir nie … dann wird es wahrscheinlich auch so eintreten. Natürlich ist auch ein gewisses Interesse vorausgesetzt. Für Sie interessante und wichtige Dinge können Sie sich leichter merken als Uninteressantes.

Bild: Mit Interesse lernt man schneller
Jemand, der kein Interesse an Fußball hat, wird sich die Abseitsregel wohl nie merken können

Den Namen einer Person können Sie sich sicherlich leichter merken, als sein Autokennzeichen, denn das hat für Sie und Ihren Kontakt in der Regel keine Relevanz. Oder nehmen wir das berühmte Beispiel der Abseitsregel beim Fußball. Für Fußballfans ist diese Regel verständlich und jederzeit abrufbar. Hingegen werden Menschen, die sich nicht für Fußball begeistern, diese Regel sicher niemals verinnerlichen, weil das Interesse fehlt.

Natürlich ist auch Zuhören wichtig. Wenn Ihnen jemand etwas erzählt, und Sie eigentlich nicht Zuhören sondern denken „zum einen Ohr rein, zum anderen wieder hinaus…“ werden Sie sich das Gehörte ganz bestimmt nicht merken!

Je mehr Aufmerksamkeit Sie der Situation schenken, desto besser können Sie diese in Ihr Gedächtnis aufnehmen. Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach Hause und das Telefon klingelt. Nebenbei bemerken Sie noch, dass Sie die Herdplatte angelassen hatten. Sicherlich haben Sie in dieser Situation keine Kapazität mehr, dem Ablegen Ihres Schlüssels Aufmerksamkeit zu schenken. Umso wahrscheinlicher wird es sein, dass Sie den Schlüssel das nächste Mal suchen werden…

Bild: individuelle Eindrücke bleiben im Gedächtnis
Individuelle Eindrücke bleiben im Gedächtnis

Nicht zuletzt spielt auch die eigene Organisation innerhalb des Gedächtnisses eine Rolle. Wenn man sich an Ereignisse erinnert, stellt jeder Mensch verschiedene Eindrücke in den Vordergrund. Erinnert sich der eine bei Tante Annelieses 70. Geburtstag an das schöne Ständchen, ist dem anderen die Geburtstagstorte in Erinnerung geblieben….diese Eindrücke sind sehr individuell und helfen dabei, das Ereignis ins Gedächtnis aufzunehmen.

Schritt 2: Behalten oder Speichern

Nachdem Sie die Information nun erfolgreich aufgenommen haben, müssen Sie diese natürlich auch behalten, also im Gedächtnis speichern.

Als Erstes gelangt die Information ins Kurzzeitgedächtnis. Das Kurzzeitgedächtnis hat nur eine geringe Kapazität und ist sehr störanfällig. Sie kennen sicher die "Was wollte ich hier nur?"-Situation. Wahrscheinlich hat Ihnen da das Kurzzeitgedächtnis einen Streich gespielt. Sie wurden nur kurz abgelenkt und haben schon vergessen, was Sie vor hatten. Bleiben Sie konzentriert, ist das Kurzzeitgedächtnis sehr nützlich.

Bild: Beispiel für kurzzeitiges Merken
Das Kurzzeitgedächtnis vergißt schnell

Wenn Sie zum Beispiel einen Kuchen backen, reicht das Kurzzeitgedächtnis, sich die geforderte Mehlmenge vom Rezeptbuch bis zur Küchenwaage zu merken. Außerdem hat das Kurzzeitgedächtnis eine weitere wichtige Aufgabe: es bereitet die Informationen für das Langzeitgedächtnis auf! Da die Speicherkapazität begrenzt ist, ist es natürlich wichtig, Platz zu machen für neue Informationen. Das Kurzzeitgedächtnis schmeißt daher Unwichtiges (wie die Mehlmenge) nach kurzer Zeit wieder heraus, oder ordnet die Informationen für das Langzeitgedächtnis. In Ihrem Langzeitgedächtnis befindet sich nicht eine einzige Information, die zuvor nicht in Ihrem Kurzzeitgedächtnis war! Durch Wiederholung gelangt eine Information vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis. Die Kapazität des Langzeitgedächtnisses ist nahezu unbegrenzt und speichert mehr oder weniger dauerhaft ab, doch auch hier wird „aufgeräumt“, das heißt, weniger wichtige Informationen werden wieder vergessen, weil sie für Sie keine Relevanz haben.

Schritt 3: Das Abrufen

Der Platz Ihres Schlüsselbundes muss also im Langzeitgedächtnis angekommen sein, wenn Sie den Schlüssel wiederfinden möchten. Allerdings müssen Sie diese Information nun wieder abrufen können!

Um Informationen wieder zu finden, bedient sich das Gedächtnis wiederum der oben bereits erwähnten Schlüsselbegriffe, der Geburtstagstorte oder dem Ständchen. Diese neuen Informationen werden in bereits vorhandene Gedächtnisinhalte eingeflochten und so werden neue Assoziationen hergestellt.

Zum Abrufen der Information müssen Sie sich nun erinnern oder den Inhalt wiedererkennen.

Beim Erinnern wird das ganze Gedächtnis durchforstet, dies funktioniert anhand der Assoziationen im Langzeitgedächtnis.

Bild: wiedererkennen
Wiedererkennen ist einfacher: entweder, Sie haben eine Melodie schon einmal gehört, dann erkennen Sie sie wieder - oder eben nicht!

Beim Wiedererkennen sind die Sinne gefragt: hören Sie ein bestimmtes Lied, müssen Sie es nur noch mit einem bereits gehörten und gespeicherten Lied abgleichen – sie werden es also wiedererkennen!

Erinnern und Wiedererkennen funktionieren meistens automatisch, doch ab und zu spielt uns unser Gedächtnis einen Streich. Nämlich dann, wenn uns „etwas auf der Zunge“ liegt. Dann hat das Gedächtnis diese Information mit einer anderen Assoziation verknüpft, als wir dachten, und benötigt für den Suchprozess länger. Das zeigt uns mal wieder, wie komplex und faszinierend unser Gedächtnis ist!

Lesen Sie hier Teil 2 der Serie Gedächtnistraining: Gedächtnistest und Hilfestellung im Alltag

Lesen Sie hier das Experteninterview zum Thema Partnerschaft und Behinderung.

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