Stellen Sie sich vor, Sie machen einen gemütlichen Stadtbummel, die Sonne scheint, ein Straßenmusiker spielt Ihr Lieblingslied, Sie schlecken ein Eis…und plötzlich bricht ein Passant neben Ihnen zusammen! Herzstillstand! Was machen Sie nun? Weg gucken gilt nicht! Auch Sie als Laie sollten sofort lebensrettende Sofortmaßnahmen einleiten. Aber wie? An vielen Stellen werden dafür öffentlich zugängliche Defibrillatoren vorgehalten. Es ist verständlich, wenn auch Sie dann erstmal Herzrasen bekommen, allerdings völlig unnötig, denn die sogenannten AED Geräte sind einfach zu bedienen und können Leben retten!
Ein AED oder auch Laien-Defibrillator genannt, wird bei einem Herzstillstand angewendet. Dem voraus geht das Kammerflimmern, eine Herzrhythmusstörung, die unbehandelt zum Tod führt. Als Therapie des Kammerflimmerns gilt die Defibrillation, das „entflimmern“. Wird diese lebensrettende Sofortmaßnahme nicht durchgeführt, ist die Prognose sehr schlecht. Weiterhin ist eine Erstversorgung notwendig, damit lebenswichtige Organe (allen voran das Gehirn) weiterhin mit Blut versorgt werden. Schnelles Handeln ist bei Kammerflimmern also unabdingbar – unbehandelt sinkt die Überlebenschance pro Minute um 10%, durch den Einsatz des AED steigt die Überlebenschance auf 50%.
Ist die betroffene Person bewusstlos, nicht ansprechbar und ist keine Atmung oder ein tastbarer Puls vorhanden, sollte schnell gehandelt werden! Bitte haben Sie keine Hemmungen, lebensrettende Sofortmaßnahmen einzuleiten, denn was kann Schlimmes passieren, wenn bereits ein Herz-Kreislauf-Stillstand besteht? Eine gebrochene Rippe durch eine Herz-Lungen-Massage ist wohl das kleinere Übel…
Als Erstes sollten Sie die 112 anrufen, wenn ein Notfall besteht. Noch besser wäre es, einen weiteren Passanten anzusprechen und um Hilfe zu bitten. Er kann den Notruf absetzen, damit Sie ohne Zeit zu verlieren mit den lebensrettenden Sofortmaßnahmen beginnen können. Machen Sie eine Herz-Lungen-Massage, das ist wichtig, um die Blutversorgung lebenswichtiger Organe zu gewährleisten. Der zweite Helfer sollte zwischenzeitlich einen AED holen. Das ist ein automatisierter externer Defibrillator, der extra für Notfälle konzipiert wurde, bei denen nur Laien anwesend sind. Die Anwendung dieses Geräts ist bei Kammerflimmern lebensrettend und es gilt:
Erst einmal: dem Gerät liegt eine bebilderte Kurzanleitung bei.
Diese werden Sie aber kaum benötigen, denn das Gerät spricht mit Ihnen!
Wichtig ist nur, dass Sie den Anweisungen des Gerätes Folge leisten, dann kann durch die Benutzung weder Ihnen noch dem Patienten etwas passieren.
Wenn der Patient nicht ansprechbar ist, entblößen Sie die Brust und sorgen Sie dafür, dass diese trocken ist. Ist die Brust stark behaart, sollten die Stellen, an denen die Elektroden aufgesetzt werden, rasiert werden. In der Regel ist ein kleines Notfallset beigelegt, das unter anderem auch einen Einwegrasierer enthält.
Der Patient muss außerdem auf einer trockenen Unterlage liegen. Bitte transportieren Sie ihn nicht mit angebrachten Elektroden und entfernen Sie Mobiltelefone aus unmittelbarer Nähe.
Ziehen Sie die Folie von den Elektroden ab und platzieren Sie diese auf den entsprechenden Stellen auf der Brust. Diese werden bebildert dargestellt, meistens sogar auf den Elektroden selbst. Bitte achten Sie darauf, dass Sie die Elektroden nicht direkt über einem Implantat wie z.B. einem Herzschrittmacher anbringen. Das lässt sich leicht erkennen durch eine Narbe oder Wölbung der Haut.
Fassen Sie den Patienten nicht mehr an. Nun wird es noch einfacher: sobald das Gerät den Hautkontakt mit den Elektroden festgestellt hat, gibt es Ihnen verbale Anweisungen. Das AED startet automatisch eine Analyse des Herzrhythmus und erkennt, ob der Patient tatsächlich ein Kammerflimmern hat und ob eine lebensrettende Sofortmaßnahme erforderlich ist. Ergibt die Analyse keine Indikation für einen Stromschock, wird dieser nicht ausgeführt. Sie müssen also keine Angst vor einer Fehlbehandlung haben. Ist der Schock erforderlich, weist Sie das Gerät darauf hin und führt den Stromstoß je nach Fabrikat automatisch durch oder fordert Sie auf, den Schock durch eine Taste auszulösen. Berühren Sie den Patienten jetzt in keinem Fall und sorgen Sie dafür, dass keine leitenden Gegenstände vom Patienten zu Ihnen oder anderen Personen führen. Nach dem Stromstoß machen Sie mit der Herz-Lungen-Massage weiter. Diese beenden Sie bitte nur, wenn der Patient erwachen sollte oder der AED sie auf Unterbrechung hinweist, es könnte nämlich ein weiterer Schock notwendig sein. Ein erneutes Kammerflimmern wird das Gerät automatisch feststellen und Sie müssen ausschließlich den Anweisungen Folge leisten!
Oftmals findet man sie in Bahnhöfen, Rettungswachen oder öffentlichen Plätzen. Auch Firmen halten manchmal solche Geräte vor. Gekennzeichnet sind die Standorte nach DIN durch das grüne Zeichen mit dem weißen Herzsymbol. Doch leider gibt es die Defibrillatoren noch nicht flächendeckend in Deutschland. Ebenso wenig ausreichend sind Verzeichnisse, die über Standorte der automatisierten Lebensretter informieren. Das beste Verzeichnis, das ich gefunden habe, finden Sie unter www.aed-kataster.net, dieses ist auch mit einer kostenlosen App gekoppelt. Da der Verein aber darauf angewiesen ist, dass sich die Betreiber der Geräte bei ihnen registrieren lassen und Hersteller natürlich keine Kundendaten herausgeben dürfen, ist diese Liste sicher nicht vollständig und aktuell.
Ohne technische Unterstützung machen Sie bitte eine Herz-Lungen-Massage. Diese behalten Sie
bei bis entweder der Rettungsdienst eintrifft oder der Patient sein Bewusstsein wieder erlangt. Etwas strittig ist unter Experten gerade die Frage, ob man eine Atemspende geben sollte. Möchten
Sie dies tun, gilt die Faustformel: 30/2, d.h. 30 mal pumpen, 2 mal beatmen.
Auch wenn Sie selbst gehandicapt sind, können Sie helfen. Sprechen Sie andere Passanten direkt an und bitten Sie sie um Hilfe! Sie können zum Beispiel eine Hilfsperson verbal anleiten und ihr Sicherheit geben, während sie die lebensrettenden Sofortmaßnahmen durchführt. Auch können Sie zwischenzeitlich den Notruf absetzen. Manchmal reicht es schon, wenn jemand dabei ist, der einen kühlen Kopf bewahrt und einer Hilfsperson den Rücken stärkt. Und diese Rolle können Sie bestimmt übernehmen!
Doch! Indem Sie weggehen und nicht helfen!
Im Falle des Kammerflimmerns kommt es auf jede Minute an und da ist jede Hilfe – und sei sie noch so laienhaft- besser als gar keine Maßnahme! Fassen Sie sich ein Herz und trauen Sie sich! Sollten Sie sich unsicher fühlen, wäre es vielleicht sinnvoll, den Erste-Hilfe-Kurs aufzufrischen. In diesem kann der Umgang mit dem Defibrillator geübt werden.
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Friedrich.Noelle@definetz.de (Donnerstag, 23 April 2015 12:17)
Es gibt natürlich auch Apps mit überregionalem Kataster, die sich vor allem für Personen eignen, die viel reisen. Die App "Defikataster" (zurzeit für Android verfügbar) nutzt die Daten von Deutschlands größter Datenbank, die der gemeinnützige Vereins definetz e.V. betreut. Hier lassen sich sich auch zahlreiche Defibrillatoren im benachbarten Ausland finden. www.defikataster.de
Silke Scholz (Donnerstag, 23 April 2015 13:14)
Diese Seite hatte ich noch nicht gefunden. Vielen Dank fürden nützlichen Hinweis, Herr Nölle!